Trailer Klimaplattform der Wirtschaft

Jetzt den Trailer der #Klimaplattform der Wirtschaft in Zürich (seit 2017) und in der Region Basel (seit 2014) ansehen:

 

Wie die Erde zu retten ist

Von Stefan Schultz, SPIEGEL-ONLINE, 15.12.2018

Über die Erderhitzung nachzudenken, ist deprimierend. Dabei gibt es eine Vision, wie sich die ökologische Katastrophe noch abwenden lässt. Die größte Gefahr für das Klima ist, dass zu wenig Geld in CO2-arme und zu viel Geld in CO2-intensive Technologien und Branchen fließt. Um dieses Billionen-Dollar-Problem zu lösen, müssen die globalen Finanzströme in Richtung Klimaschutz gelenkt werden. Ein wirksamer Hebel dafür wäre eine globale Bepreisung des CO2-Ausstoßes. Die Idee findet immer mehr Unterstützer in Politik und Wirtschaft.

Ottmar Edenhofer, einer der bekanntesten Klimaforscher Deutschlands, hat für die internationale Klimapolitik ein eindrückliches Bild. Ihr momentaner Zustand lasse sich mit einem „Übergewichtigen vergleichen, der sich vorgenommen hat, einen Marathon zu laufen“, sagt der 57-jährige Chef des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).

Um dieses Ziel zu erreichen, müsste der Übergewichtige eigentlich sofort zu trainieren anfangen. „Stattdessen setzt er sich erst mal auf die Couch, öffnet eine Tüte Chips und guckt sich Sport im Fernsehen an“, sagt Edenhofer. „Dann nimmt er sich vor, morgen umso härter zu trainieren.“

Die globale Klimapolitik leidet unter einem zentralen Widerspruch: Die meisten Staaten, darunter auch Deutschland, tun zu wenig, um ihre Ziele zur Absenkung des CO2-Ausstoßes zu erreichen. Um nicht schlecht dazustehen, setzen sie sich für die kommenden Jahrzehnte umso ehrgeizigere Ziele, die wohl erst recht nicht zu schaffen sind.

Diese Aufschieberitis ist gefährlich. Denn wenn wir mit dem Klimaschutz zu lange warten, wird der Planet überhitzen. Lebensräume gehen verloren. Verheerende Naturkatastrophen drohen. Überschwemmungen. Hitzewellen. Billionenschwere Schäden.

Solche Horrorszenarien lähmen oft mehr, als dass sie helfen. Zukunftssorgen und Ohnmacht sind nur schwer erträgliche Gefühle. Man lenkt sich lieber wieder ab, isst nach den Chips noch einen Schokoriegel und geht morgen erst recht nicht joggen.

Dabei gibt es durchaus einen Lösungsansatz für das Klimaproblem. Im Kern geht es dabei, wie so oft im Leben, ums Geld.

1. Das Billionen-Dollar-Problem

Rein ökonomisch betrachtet, ist die größte Gefahr für das Klima, dass zu wenig Geld in CO2-arme und zu viel Geld in CO2-intensive Technologien und Branchen fließt.

Die reichen Industrieländer haben sich zum Beispiel das Ziel gesetzt, ab 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar aus öffentlichen und privaten Quellen zu mobilisieren. Das Geld soll unter anderem in die Reduzierung von Treibhausgasemissionen in den Entwicklungsländern fließen. In den Schutz der tropischen Wälder, die besonders viel CO2 speichern. Und in die Anpassung an die Folgen der Erderhitzung.

Das Ziel ist kaum noch zu erreichen. Laut einer Auswertung der Uno kamen 2016 nur rund 70 Milliarden Dollar zusammen. Es dürfte „sehr schwer“ werden, in der kurzen verbleibenden Zeit genug Geld zusammenzubekommen, sagt Klimaforscher Edenhofer. Vor allem jetzt, da die USA aus dem Klimaabkommen von Paris aussteigen und weitere große Länder wie Brasilien damit drohen.

Es ist besorgniserregend, dass die Weltgemeinschaft schon dieses vergleichsweise kleine Ziel verfehlt. Denn 100 Milliarden Dollar pro Jahr sind für die Rettung des Planeten noch viel zu wenig.

Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen schätzt, dass die Entwicklungsländer bis 2030 alleine 140 bis 300 Milliarden Dollar brauchen werden, um den negativen Folgen der Erderhitzung zu begegnen, hinzu kommen Milliardenkosten für die CO2-Vermeidung. Und die Industrieländer müssen sogar Billionen von Euro auftreiben, um den CO2-Ausstoß ihrer Strom-, Industrie-, Wärme- und Verkehrssektoren zu reduzieren.

So weit, so deprimierend.

2. Die Umlenkung der globalen Finanzströme

Um das Billionen-Dollar-Problem nun zu lösen, müssen die globalen Finanzströme in Richtung Klimaschutz gelenkt werden. Mit staatlichen Krediten allein lässt sich dieses Ziel nicht erreichen. Das Gros der privaten Investoren muss ihr Geld künftig ebenfalls in grüne Technologien stecken.

Bis jetzt hält sich deren Motivation in Grenzen. Von den 70 Milliarden Dollar zum Beispiel, die 2016 in die Klimafinanzierung flossen, stammte nur rund ein Fünftel aus privaten Quellen. Und diese Privatinvestoren stecken ihr Geld meist in Projekte, die von staatlichen Förderbanken unterstützt werden. Ohne Zuschüsse oder Vergünstigungen lohnen sich viele Projekte nicht.

In den Industrieländern ist die Lage kaum besser. Dort wird zwar in vielen Wirtschaftssektoren in Energieeffizienz investiert, was den CO2-Verbrauch mindert. Weil aber die Wirtschaft wächst, steigen die Emissionen unterm Strich weiter an. „Es bringt nichts, den CO2-Ausstoß von Autos zu verringern, wenn gleichzeitig immer mehr Autos verkauft werden“, sagt PIK-Forscher Edenhofer.

Gleichzeitig sollen weltweit Hunderte Milliarden Dollar in neue Kohlekraftwerke fließen. Deren geschätzte Kapazität liegt bei rund tausend Gigawatt . Allein dadurch würde sich die Erde um deutlich mehr als die angestrebten 1,5 Grad erhitzen.

Es muss sich also dringend etwas ändern. Und es gibt ein erprobtes politisches Instrument, das genau das bewirken kann.

3. Ein Ausweg aus der Klimakatastrophe

Wenn eine CO2-lastige Weltwirtschaft das Hauptproblem ist, dann muss der Verbrauch von CO2 weltweit unrentabel werden.

Wenn es in möglichst vielen Ländern einen ausreichend hohen Preis für Kohlendioxid gäbe, dann würden sich Investitionen in CO2-arme und CO2-freie Technologien automatisch lohnen – auch ohne Unterstützung staatlicher Förderbanken. Investitionen in Kohlekraftwerke und andere klimaschädliche Technologien dagegen würden automatisch unattraktiver.

Noch ist die Weltgemeinschaft von diesem Ziel weit entfernt. 195 Länder haben sich 2015 in Paris auf ein Weltklimaabkommen geeinigt, aber nur in 51 Regionen oder Staaten wird CO2 in irgendeiner Form bepreist. Und wenn es einen CO2-Preis gibt, dann ist dieser oft zu niedrig.

Führende Wissenschaftler wie der Nobelpreisträger Joseph Stiglitz gehen davon aus, dass der CO2-Preis bis 2020 auf mindestens 40 Dollar steigen müsste, um einen Ausstieg aus klimaschädlichen Technologien zu beschleunigen. In der EU – dem größten Staatenbund, in dem Unternehmen für jede ausgestoßene Tonne CO2 ein Zertifikat vorweisen müssen – liegt der CO2-Preis derzeit aber nur bei rund 20 Dollar.

Noch zumindest. Denn die Weltwirtschaft ist in Bewegung geraten.

4. Wachsende Unterstützung

Zum einen hat die EU angekündigt, die Zahl der verfügbaren CO2-Zertifikate ab 2019 deutlich zu verknappen. Die meisten Experten sind sich einig, dass das spätestens Ende der Zwanzigerjahre zu einem stabil hohen CO2-Preis führen wird.

Gleichzeitig denken immer mehr Länder darüber nach, Kohlendioxid in irgendeiner Form zu bepreisen. Mineralöl-, Energie- und Flugverkehrskonzerne und der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) setzen sich inzwischen ebenfalls dafür ein.

Auf der Klimakonferenz im polnischen Katowice haben sich zudem 415 Großbanken, Pensionsfonds, Lebensversicherer, Vermögensverwalter und andere Investoren für eine konsequente Bepreisung der Emissionen starkgemacht. Allein diese Finanzkonzerne legen zusammen Gelder in Höhe von 32 Billionen Dollar an.

Dass sich die Finanzriesen so um den Klimaschutz sorgen, entspringt nicht in erster Linie altruistischen oder moralischen Motiven – sondern vor allem ökonomischen:

Erstens fürchten die Kapitalgeber, die globale Erwärmung könnte auch der Weltwirtschaft verheerend schaden.
Zweitens hoffen sie auf Milliardengeschäfte durch eine globale Energiewende, die viel Kapital benötigen würde.
Drittens können sie für ihre Investitionen nichts weniger gebrauchen als die Verunsicherung, die in der internationalen Klimapolitik herrscht.
Die Anreize, in grüne Technologien zu investieren, steigen also bereits. Ebenso wie die unternehmerischen Kosten für zu hohe Emissionen. Was noch fehlt, sind größere politische Anreize für den Klimaschutz.

5. Die Änderung des globalen Diskurses

„Der CO2-Preis ist zwar ein sehr effizientes Instrument“, sagt Felix Matthes, Forschungschef für Klimapolitik des Freiburger Öko-Instituts. „Aber es wirkt nur sehr indirekt. Für Politiker ist es schwierig, sich damit politische Meriten zu verdienen.“

Damit das System für die Politik reizvoller wird, müssen sich mindestens zwei Dinge ändern.

Es muss, erstens, klare Konzepte geben, was mit den Einnahmen aus den CO2-Abgaben geschieht. Regierungen, die einen ausreichend hohen CO2-Preis einführen, müssen bislang mit starkem Widerstand rechnen.

Wirtschaftsvertreter sorgen sich, im Wettbewerb mit anderen Nationen zurückzufallen, weil hohe CO2-Preise die Produktionskosten für die Industrie in die Höhe treiben – was letztlich auch die Verbraucher spüren, wenn sie die entsprechenden Produkte kaufen.

Staaten, die hohe CO2-Preise forcieren, müssen daher Wege finden, wie sie das Geld, das sie durch die CO2-Bepreisung abschöpfen, an anderer Stelle zurück in die Wirtschaft speisen. Zum Beispiel als Steuervergünstigungen, als Entlastungen für Niedrigverdiener oder als Unterstützung für Zukunftsindustrien.

Das zweite Problem vieler CO2-Preissysteme ist ihre Anfälligkeit für Mauschelei. Industriestaaten wurde teils vorgeworfen, Emissionen in anderen Staaten bewusst nach oben zu treiben, nur um sie anschließend mit eigenen Projekten wieder zu reduzieren und damit ihre eigene Klimabilanz zu verbessern. 2011 haben zudem Hacker mangelnde Sicherheitsregeln ausgenutzt, um zwei Millionen CO2-Zertifikate zu stehlen.

Wenn die CO2-Bepreisung weltweit erfolgreich werden soll, dann muss sie noch seriöser werden. Es braucht Regeln und Kontrollen, die Betrug so weit es geht unmöglich machen. Nur wenn dies gelingt, besteht die Chance, dass das globale Wirtschaftssystem irgendwann grün wird.

PIK-Chef Edenhofer ist in dieser Hinsicht zuversichtlich. „Wir sind schon dabei, den globalen Diskurs zu verändern“, sagt er. Auch Felix Matthes von Öko-Institut sieht gute Chancen, dass sich CO2-Preise letztlich weltweit durchsetzen. Und er hat auch schon eine Vorstellung davon, wie der Wandel der Weltwirtschaft konkret abläuft.

6. Rettungsnetz für den Planeten

Im ersten Schritt, sagt Matthes, dürften sich in immer mehr Ländern nationale Lösungen für die Bepreisung von CO2 entwickeln. Dazu werde es andere Klimaschutzinstrumente geben, die sich mit dem CO2-Preis kombinieren lassen. „Im zweiten Schritt werden sich einige der aktiven Länder dann verbinden.“

Am Ende dieser Evolution stünde nach Matthes‘ Ansicht nicht etwa ein globaler CO2-Preis – sondern ein Netzwerk aus regionalen, nationalen und supranationalen Bepreisungssystemen.

Dieses dürfte an einigen Stellen eng verknüpft sein, an anderen Stellen eher lose und an noch anderen Stellen gar nicht, weil manche Staaten auf individuelle Lösungen setzen.

So oder so würde es am Ende eine Art Rettungsnetz für den Planeten geben.

Es gibt also eine recht konkrete Vision, wie sich das Klima retten lässt. Es gibt leider nur zu wenige Regierungen, die aus ihr konkrete politische Ziele ableiten und beginnen, diese zu verwirklichen. Dies zu beschleunigen, ist vermutlich der Schlüssel zum Erfolg.

Um im Bild vom trägen Jogger zu bleiben, das Ottmar Edenhofer gewählt hat: Es geht darum, jetzt loszulaufen – wenn sich die Erde nicht zu stark erhitzen soll.

 

 

Globale Umweltressourcen werden übernutzt

Globale Umweltressourcen werden übernutzt – auch die Schweiz trägt dazu bei

Die Pro-Kopf-Gesamtumweltbelastung der Schweiz ist in den letzten 20 Jahren gesunken. Dies vor allem dank Erfolgen im Inland. Im Ausland belasten die Schweizerinnen und Schweizer die Umwelt hingegen stärker, was auf Kosten des Klimas, der Biodiversität und der Verfügbarkeit von Wasser geht. Die Gesamtumweltbelastung der Schweiz überschreitet das verträgliche Mass um mehr als das Dreifache. Dies zeigt die neuste Studie des Bundesamts für Umwelt BAFU für den Zeitraum von 1996 bis 2015.

Bern, 10.09.2018

Bundesamt für Umwelt BAFU

2015 betrugen die externen Kosten der Mobilität 12.8 Milliarden Franken

Ittigen, 05.07.2018 – Auf 12.8 Milliarden Franken belaufen sich die nicht von den Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmern übernommenen Umwelt-, Gesundheits- und Unfallkosten im Jahr 2015. Sie fallen hauptsächlich wegen Schadstoffausstoss, Verkehrslärm und Unfällen an. Die Resultate stellt das Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) in seiner Publikation «Externe Kosten und Nutzen des Verkehrs in der Schweiz» vor.

Der Schweizer Verkehr auf Strasse, Schiene, Wasser und in der Luft verursachte 2015 Umwelt-, Gesundheits- und nicht gedeckte Unfallkosten von 12.8 Milliarden Franken. Diese Kosten schlagen sich nicht im Preis der Mobilität nieder und werden deshalb als extern bezeichnet. 9.2 Milliarden Franken entstehen durch den motorisierten privaten Verkehr auf der Strasse und 950 Millionen durch den Langsamverkehr. Bei Letzterem sind es vor allem selber verursachte, aber nicht selber getragene Unfallkosten, die zu Buche schlagen. Hingegen sind Luftverschmutzung inklusive CO2-Ausstoss sowie Lärm die hauptsächlichen Kostenkategorien beim motorisierten Privatverkehr. Der öffentliche Verkehr auf der Strasse (Bus, Tram) verursacht externe Kosten von 250 Millionen Franken. Im Luftverkehr fällt der grösste Teil der 1.2 Milliarden Franken an externen Kosten wegen dem CO2-Ausstoss an. Der Schienenverkehr ist für externe Kosten in der Höhe von 1.1 Milliarde Franken verantwortlich, der Schiffsverkehr für knapp 100 Millionen Franken.

 

Medienmitteilung Bundesamt für Raumentwicklung

 

Was an Elektroautos wirklich nervt

EIN ARTIKEL VON LAURA BOECK (12.12.2017)
https://ze.tt/author/laura-boeck/

Kurze Reichweite, schlechte Infrastruktur, zu teuer? Es gibt viele Vorurteile darüber, was am Elektroauto stört. Nach zwei Jahren mit einem weiß Laura Boeck, was wirklich nervt.

„Du wirst angeschaut wie ein Außerirdischer“: Was an Elektroautos wirklich nervt.

Mein Verlobter und ich entschieden uns im Frühjahr des vergangenen Jahres dazu, ein Elektroauto zu kaufen. Nicht, weil wir die Umwelt retten wollen. Einfach nur, weil uns die Technologie und das angenehme elektrische Fahren begeisterten: kein nerviges Kuppeln und Schalten, die Kraft ist immer sofort voll da. Dazu fährt man sehr leise, was gerade bei längeren Fahrten angenehm ist. Weitere Vorteile wie kostenloses Stromtanken und die Befreiung von der Kfz-Steuer kommen hinzu.

Nun sind wir fast zwei Jahre sehr zufrieden mit unserem Elektroauto unterwegs. Trotzdem gibt es einige Dinge, die wirklich nerven, wenn man Elektroauto fährt:

1. Du stehst immer im Mittelpunkt und wirst angesehen wie ein Außerirdischer

Gerade an Orten mit vielen Leuten, wie etwa Autobahnrastplätzen oder mitten in der Innenstadt, bilden sich schnell große Trauben um dein Auto, noch bevor du überhaupt aussteigen kannst. Die Leute starren dich und dein Gefährt mit großen Augen an. Einige trauen sich sogar, dir Fragen zu stellen. Ja, das ist wirklich ein richtiges Elektroauto und das fährt wirklich nur mit Strom!

Unser persönliches Highlight war ein ganzer Reisebus voller Rentner*innen, die sich nach dem Aussteigen um unser Auto versammelt hatten und deren Fragen wir beantworten mussten. Wenn du nicht gerne mit fremden Menschen sprichst, solltest du lieber kein Elektroauto fahren.

2. Die Veganer*innen unter den Autofahrer*innen

Kennst du diese Gespräche, die sich entwickeln, wenn sich in der Runde eine Person als Veganer*in outet? Plötzlich sind alle anderen Ernährungsexpert*innen; erklären, dass der Mensch ja schon immer Fleisch gegessen hat, dass das ja gar nicht gesund sein kann und dem*derjenigen Vitamine, Proteine und sonst was fehlen. Außerdem ist das ja viel zu einseitig, dauernd nur Gemüse essen – sagt dann ausgerechnet die Person, die täglich nur Schnitzel mit Pommes verspeist.

Genauso ist es als Elektroautofahrer*in unter den überzeugten Fans von Verbrennerautos. War es beim eigenen Auto noch völlig egal, wie umwelt(un)freundlich die Herstellung ist, wie viel Abgase man in die Luft bläst oder dass Benzin auch nicht auf Bäumen wächst, sondern für die Herstellung Erdöl gefördert werden muss, wird man als Elektroautofahrer*in gleich darauf hingewiesen, dass die Batterie-Herstellung eine einzige Katastrophe für die Umwelt sei und dass man letztendlich auch nur mit Kohle- oder Atomstrom fahren würde.

Und außerdem die Reichweite! Da kommt man ja nur bis zur nächsten Straßenecke und muss dann erst einmal stundenlang das Auto wieder aufladen.

Lässt man sich auf eine solche Diskussion ein und räumt die gängigen Vorurteile aus dem Weg, reagiert der*die Gesprächspartner*in am Ende doch wieder wie Fleischesser*innen: Naja, gut und schön, aber für mich wär das ja nichts!

3. Elektromobilität wird nicht ernst genommen und nicht zu Ende gedacht

Mittlerweile betreiben viele Städte und andere Einrichtungen Ladestationen für Elektroautos. Doch gewinnt man oft den Eindruck, dass dieses eher für das grüne Image getan wird und man sich nicht ernsthaft Gedanken zum tatsächlichen Anwendungsfall gemacht hat.

So standen wir einige Male vor Ladestationen auf einem eingezäunten Gelände, welches nur Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr zugänglich ist. Wer fährt denn schon abends oder am Wochenende mit dem Auto? Defekte Ladesäulen werden zudem ewig nicht repariert – Auskunft der Notfallhotline: Ja, die ist schon länger kaputt, aber da lädt doch sowieso keiner.

Man merkt sehr oft, dass sich niemand in die Lage der Elektroautofahrer*innen versetzt. Das ist sehr schade. Trotzdem überwiegen bei uns die positiven Erfahrungen und die freundlichen Begegnungen.

Wie an einem Autohaus in Mecklenburg, in dem uns der Chef persönlich noch einen Kaffee anbot als Entschädigung dafür, dass die Schnellade-Station nicht funktionierte und wir nur an der langsamen laden konnten. Toll ist auch der Zusammenhalt unter den E-Autofahrer*innen, die wie eine kleine eingeschworene Gemeinde sind und mit denen man solche Probleme teilt. Und letztendlich auch das Wissen, in einigen Jahren sagen zu können: Wir hatten schon ein Elektroauto, bevor es cool war.