Zeit-Effizienz

„Moment! – ich muss noch schnell… – bin gleich bei dir.“ Die Kaffeepause wird kurz. Schon wieder ein Telefon, dann auf den Zug hechten. Etwas erstaunt wirkt der gebrechliche Rentner am Bahnhof ob den Menschen, die wie ich atemlos versuchen die Zeit einzuholen. Auch die Zugfahrt ist keine Auszeit mehr, die Stunde Fahrt ist für dringende Anrufe reserviert. Fliegende Landschaft draussen. Wäre Zeit haben nachhaltiger? Effizienz und Nachhaltigkeit werden oft im gleichen Atemzug genannt. Bei der Energie – ja, dort kann wohl viel mit Effizienz gelöst werden. Bei der Zeit aber wird mit Effizienz nicht alles besser. Wenn ich Zeit habe, mich mit einem Menschen über mehr als das Allernötigste zu unterhalten, so werden daraus langfristig tragende Kontakte und Beziehungen. Auch Monate später wirkt das kurz Zeithaben noch nach: die Person wieder zu kontaktieren, macht mehr Freude.
Und was hat der Rohstoffverbrauch mit dem Zeithaben zu tun? Gestresste kaufen das, was zuvorderst liegt, den billigen Schirm bei der Kasse oder das Fertigmenü im ersten Kühler. Leute mit nahtlosem Programm haben keine Zeit zu studieren, wo im ganzen Gefüge sie stehen und was ihr tägliches Handeln auslöst. Also muss Zeit haben Mode werden! Gehen Sie in das Restaurant, in dem man am längsten auf das Essen warten muss!
Um meine Zeit-Effizienz zu reduzieren, würde ich zu Fuss einkaufen gehen und meine Jacke flicken, statt eine neue zu besorgen. Vielleicht würde ich sogar die Wäsche draussen aufhängen und auf dem Weg zur Arbeit keine E-Mails checken. Mein Vorsatz punkto Zeit: Weniger gleichzeitig machen. Trotz diesen Minicomputern, die wir schon fast permanent vor der Nase haben.

Jürgen Schulz