Tourismus und das Ja zur eidg. Zweitwohnungsinitiative

Seit der Annahme der Zweitwohnungsinitiative klagen viele Tourismusorte über die Einschränkung des Baugewerbes. Dabei ist eine wichtige Ressource des Tourismus die idyllische unverbaute Landschaft. Warum verteidigen TouristikerInnen unsere Landschaft nicht vehementer als ein Naturschützer? Warum plädieren Wintersportorte nicht am lautesten für Klimaschutz? «Wenn man einen Nationalpark und jede Menge Natur und Kultur im Angebotsportfeuille hat, dann muss man sich zwangsläufig auch mit Nachhaltigkeitsfragen auseinandersetzen» sagt Urs Wohler, Direktor Tourismus Engadin Scuol Samnaun Val Müstair AG. Es geht dabei nicht nur um Verantwortung sondern um wirtschaftliches Nachhaltigkeitsdenken. Die Gäste sollen ja auch in 10 Jahren noch kommen. Übrigens fragen auch die Gäste zunehmen nach nachhaltigen Angeboten – auch ihnen ist wohl klar, dass Ferienhäuschen und Hotels nicht unverblümt weiter Erdöl verheizen sollten. Schon allein um im nächsten Winter nicht um den Schnee bangen zu müssen.
Die Nutzung von erneuerbaren Energien für den Betrieb der Bergbahnen, für Heizung und Warmwasser, die Sanierung der Gebäudehülle sowie Angebote für eine nachhaltige Mobilität, wie zum Beispiel die Anreise mit dem öffentlichen Verkehr, sollten ein Mindestbeitrag des Tourismus zum Klimaschutz sein. Wer darüber hinaus lokale Lebensmittel einkauft und Kultur fördert, der sorgt auch für ein gutes Klima im Dorf. Weil doch recht viele Akteure zum Tourismusangebot beitragen und die einzelnen Prozesse nicht leicht überschaubar sind, lohnt es sich ein Umweltmanagementsystem einzuführen. Das schafft Übersicht, hilft Energiekosten einzusparen und erleichtert die Kommunikation gegenüber Behörden und der Kundschaft. Ein Umweltmanagementsystem lässt sich auch gut um soziale oder regionalwirtschaftliche Kriterien ergänzen.
Damit die Betriebe trotz aller Anforderungen wirtschaftlich arbeiten und sich erfolgreich vermarkten können, hält der neue Leitfaden «Nachhaltige Tourismusangebote» zahlreiche Tools und Checklisten bereit. Das Institut für Tourismuswirtschaft der Hochschule Luzern hat den Leitfaden zusammen mit den fünf Destinationen Arosa, Entlebuch, Interlaken, Luzern und Scuol erarbeitet. Touristische Destinationen sollen sich damit vorausschauend auf einen zukunftsträchtigen Markt ausrichten und entsprechend glaubwürdige nachhaltige Tourismusangebote entwickeln und vermarkten können.
Setzen Sie sich mit Ihren Mitstreitenden aus der Region zusammen und entwickeln sie eine neue nachhaltige Angebotsstrategie!

Jürgen Schulz