«Nachhaltige Geschäftsmodelle nehmen zu»

_MG_0026bJürgen Schulz, Inhaber Schulz Kommunikation ist Initiant und Projektleiter der Klimaplattform der Wirtschaft Region Basel

kmu news 9/17 –  Gewerbeverband Basel-Stadt – September 2017

Klimaplattform der Wirtschaft Region Basel

Jürgen Schulz hat vor drei Jahren die Klimaplattform der Wirtschaft Region Basel ins Leben gerufen. Der Gewerbeverband Basel-Stadt unterstützt die Plattform als Partner. Im Interview mit den «kmu news» berichtet Jürgen Schulz über die weitere Entwicklung und sagt, warum das Thema Nachhaltigkeit auch für KMU zentral ist.

«kmu news»: Wie ist die Klimaplattform der Wirtschaft Region Basel gestartet?
Jürgen Schulz:
Wir sind gut unterwegs. Wichtig ist für mich, dass die Partner zufrieden sind und dass wir inhaltlich interessante Anlässe durchführen. Ich denke, das ist uns mit den bisherigen dreizehn Business-Lunches gelungen.

Was ist das Ziel der Klimaplattform?
Das Ziel ist, dass eine Community für nachhaltiges und ökologisches Wirtschaften entsteht. Wir wollen Impulse setzen, dass dieses Thema noch relevanter wird. In diesem Netzwerk werden nicht nur Praxisbeispiele aufgezeigt, sondern die Unternehmen wissen auch, wer ihnen bei ganz konkreten Fragestellungen weiterhelfen kann. Im Zentrum steht der niederschwellige, direkte Austausch – unter den Firmen und mit der öffentlichen Hand.

Sie haben die Klimaplattform zuerst in Bern aufgebaut und nun in Basel. Gibt es Unterschiede?
Es ist auffallend, dass in Basel die Mund-zuMund-Propaganda sehr gut und rasch funktioniert. Etwas spricht sich in Basel schnell herum. Die Business-Lunches sind jeweils in wenigen Stunden ausgebucht. Darauf sind wir stolz.

An welche Firmen richten sich die Business-Lunches?
An alle Firmen, die am Thema Nachhaltigkeit und ökologisches Wirtschaften interessiert sind und konkrete Schritte vorwärts machen möchten. Die Gastgeber-Unternehmen müssen ein konkretes Projekt umgesetzt haben, das sie präsentieren können. Die Bandbreite der möglichen Themen ist gross und kann auch Projekte zur sozialen Nachhaltigkeit umfassen. Wir möchten zukünftig vermehrt auch kleineren und gewerblichen Firmen ermöglichen, Business-Lunches bei sich durchzuführen.

Welchen Mehrwert haben die Gastgeber-Firmen?
In erster Linie einen positiven Werbeeffekt. Dank unserer Partner – darunter auch der Gewerbeverband Basel-Stadt – werden mit der Einladung zu den Anlässen über 6000 Firmen angesprochen. Um eine Botschaft, eine Marke oder eine strategische Ausrichtung eines Unternehmens zu transportieren ist das eine interessante Zielgruppe.

Wie geht es weiter mit der Klimaplattform der Wirtschaft Region Basel?
Wir führen das erfolgreiche Konzept der Business-Lunches konsequent weiter. Zudem möchten wir punktuell den Service ausbauen. Zum Beispiel mit einem Gratis-ÖV-Ticket für alle Veranstaltungsteilnehmer. Ein Projekt ist auch die Klimaplattform-App. Die Klimaplattform ist bis jetzt bewusst ein analoges Format mit vier physischen Treffen pro Jahr. Mit der App wollen wir den Austausch über diese Treffen hinaus tragen in ein digitales Netzwerk – sachlich, unaufgeregt und ohne ständige Push-Nachrichten.

Kann es sich heute ein Unternehmen überhaupt noch leisten, die Themen Nachhaltigkeit und Ökologie zu ignorieren?
Das ist eine Frage der Zeitachse. Kurzfristig kann das vielleicht noch einige Jahre gutgehen. Aber die Veränderungen kommen. Wir müssen uns jetzt damit auseinandersetzen. Wer nicht mit nachhaltigen Lösungen antworten kann, ist vielleicht bald weg vom Fenster. Das betrifft auch KMU. Denn viele Grossunternehmen verpflichten sich der Nachhaltigkeit, und wenn man als Zulieferer diesen Anspruch nicht erfüllen kann, hat man schlechte Karten.

Wie sehen Sie die Rolle des Gesetzgebers, des Regulators?
Je unideologischer die Herausforderungen des Klimawandels und der Energiewende angegangen werden desto besser. Der Regulator soll sich auf wenige klare Vorgaben beschränken und der Wirtschaft Zeit geben, das Thema selber zu erledigen. Ich halte nichts von gross angelegten Fördermassnahmen. Lieber konkret und im Kleinen. Nachhaltige Geschäftsmodelle, die funktionieren, nehmen zu und werden Nachahmer finden. Ich spreche in diesem Zusammenhang oft vom «Popcorn-Effekt».

Wo besteht Ihrer Meinung nach am meisten Handlungsbedarf?
Klimaschädigende Teribhausgase in die Luft zu pusten, ist zu billig. Damit leben wir auf Kosten der zukünftigen Generationen. Der Verteilkampf um knapper werdende Ressourcen wird mit fortschreitendem Klimawandel zunehmen. Wir müssen jetzt handeln und nachhaltiges Wirtschaften voranbringen.

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Das starke Klimaschutz-Netzwerk in Basel
Seit drei Jahren gibt es die Klimaplattform der Wirtschaft Region Basel. Der Gewerbeverband Basel-Stadt ist von Anfang an als Partner mit dabei. Vom Mai 2014 bis August 2017 hat die Klimaplattform 13 Business-Lunches durchgeführt. Insgesamt waren 1978 Teilnehmende dabei, die 342 verschiedene Unternehmen repräsentierten. Die Klimaplattform der Wirtschaft der Region Basel wird zu 80 Prozent von der Wirtschaft und zu 20 Prozent von der öffentlichen Hand finanziert.