Geldanlagen befeuern den Klimawandel

Ob wir davon wissen oder nicht: Unsere Altersrente ist zu einem guten Teil in fossile Energieträger wie Kohle, Erdöl oder Erdgas investiert. Das in Aktien und Fonds angelegte Geld vermehrt sich zu einem massgeblichen Teil mit der Anzahl Bohrtürme und Pipelines. Die entsprechenden Industrien freut’s, sie können Anlagen erweitern, neue Lagerstätten – auch schwer zugängliche – erschliessen und damit weiterhin fossile Energieträger mit Gewinn auf den Markt fliessen lassen.

Dass unsere Banken, Versicherungen und Pensionskassen die ihnen anvertrauten Geldmengen anlegen müssen und wollen ist verständlich. Doch warum setzen die Finanzfachleute immer noch auf diesen absturzgefährdeten Wirtschaftszweig? Kann ich ihnen vertrauen oder muss ich mich selber um Risiken wie eine «Carbon Bubble» kümmern?

Letztes Jahr hat die Weltgemeinschaft jedenfalls mit dem Abkommen von Paris zur Beschränkung der Erderwärmung versprochen, die CO2-Emissionen zu senken und zwar um 50 Prozent bis 2050. Da ist es völlig paradox, dass immer noch riesige Geldmengen in die Förderung von fossilen Energien investiert werden. Das geförderte Erdöl und Erdgas wird ja nicht in der Galerie ausgestellt, sondern verbrannt. Und das CO2 in der Atmosphäre endgelagert – und das kostenlos oder zu einem viel zu tiefen Preis.

Bisher wurden Anlagestrategien von Pensionskassen nicht gross diskutiert, blindes Vertrauen gegenüber den Finanzdienstleistern war angesagt. Doch das könnte sich ändern – denn die Zusammenhänge zwischen Investitionen und Klimawandel werden zunehmend transparent gemacht.

So erreichte die Bewegung Fossil Free Schweiz mit diversen Kampagnen («mein Geld ist sauber»), dass Bürgerinnen und Bürger prüfen und nachfragen, wie die Finanzdienstleister ihre Gelder anlegen.

Das Bundesamt für Umwelt BAFU hat 2015 mit der Studie «Kohlenstoffrisiken für den Finanzplatz Schweiz» Grundlagen geschaffen, um sinnvolle und effiziente regulatorische Instrumente zu entwickeln, welche dazu führen sollen, dass Finanzflüsse klimakompatibel werden. Sprich: Dass Banken, Versicherungen und Pensionskassen nicht mehr in die Extraktion von fossilen Energieträgern investieren.

Hier ein Ausschnitt aus der Studie «Kohlenstoffrisiken für den Finanzplatz Schweiz»:
«Pensionskassen sind essentiell für die Altersvorsorge der Mitglieder einer Volkswirtschaft. Sie tragen somit eine besondere Verantwortung und verdienen daher besondere Aufmerksamkeit bei der Untersuchung potentieller systemischer Langzeitrisiken wie dem Klimawandel. Aktien sind nach den Obligationen die wichtigste Anlagekategorie von Pensionskassen. Die im Ausland gehaltenen Aktien aller Pensionskassen umfassen insgesamt 25.1 Mio. tCO2 eq. Umgerechnet in finanzierte Emissionen pro Versicherten ergibt sich ein Wert von zusätzlichen ausländischen 6.4 t CO2eq (zum Vergleich: der jährliche Pro-Kopf-Ausstoss an inländischen Treibhausgasen beträgt aktuell rund 6.5 Tonnen CO2 eq). […] Angenommen, Rentnerinnen und Rentner müssten die Klimakosten ihrer in Aktien angelegten Altersvorsorge tragen, würden sich die durchschnittlichen Renten um 2-4% schmälern, sofern sich die CO2-Intensität der Anlagen der Pensionskassen nicht ändert.»

Meiner Meinung nach sind Anstrengungen in diese Richtung mindestens so wichtig wie die Entwicklung und Kennzeichnung von energieeffizienten Antrieben und Fahrzeugen. Dass mit dem «Divestment», also dem Abzug von Geldern aus der Erdöl-, Erdgas- und Kohleförderung, die Verfügbarkeit dieser Energieträger sinkt, wirkt sich ja nur positiv auf Innovationen wie zum Beispiel Stromspeicher und Elektrofahrzeuge aus. Ausserdem suchen sich die Investoren so neue Wirtschaftszweige, wie zum Beispiel die Energiegewinnung aus erneuerbaren Energiequellen.

Jürgen Schulz

 

 

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