Reichweite statt Zylinder

„Hubraum 5665 ccm!“ „Mist, du gewinnst schon wieder. 3584.“ Mein 9-jähriger Sohn schiebt die Autoquartett-Karte seinem Spielkollegen rüber. Als der nächste Bolide den Besitzer wechselt, fragt er mich: „Warum geht es hier eigentlich nicht um Autos mit wenig Verbrauch, mit Elektromotor und so?“ Etwas perplex nehme ich eine Quartettkarte und schaue mir die Kriterien an. Tatsächlich hat sich an diesem klassischen Spiel seit Jahrzehnten gar nichts geändert: Gewinnen tun immer noch die, welche Unmengen Most brauchen und mit vielen Zylindern und PS auftrumpfen können. Wäre es nicht Zeit das Autoquartett dem Zeitgeist anzupassen und die effizientesten Motorräder, Flugzeuge oder Autos zu starken Karten zu machen? Die besten Fahrzeuge sind heute die, welche auf allen Ebenen auf wenig Energieverbrauch und Emissionen getrimmt sind – bei der Herstellung, bei der Nutzung und bei der Entsorgung. Ich bin fast sicher, dass ganz neu konzipierte und produzierte Fahrzeuge auch mehr Spannung in die zukünftigen Auto-Quartett-Spiele bringen. „Rekuperationswirkungsgrad?“, „73%!“, „Materialeffizienz?“ „18 MIPS-Tonnen pro Kubikmeter!“, „Ladezeit 85-kWh-Batterie zu 80%?“ , „36 Minuten!“, „Luftwiderstandsfläche?“, „0,576 Quadratmeter“, – „gib her, ich habe gewonnen!!“.

Jürgen Schulz

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Als Inspiration für Spielkartenproduzenten:

Veraltete Kriterien: 
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h
Zylinderzahl
Maximalgeschwindigkeit
Leistung (PS)
Umdrehungen pro Minute
Hubraum
Gewicht

Zeitgemässe Kriterien:
Energieverbrauch in kWh/100km
Rekuperation / Energy Recovery System (ERS)
Material-Input pro Serviceeinheit (MIPS)
Energie-Effizienz
CO2-Emission in g/km
Reichweite und Ladedauer
Graue Energie

 

 

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