Unsere neue 100er-Note und Klimaschutz

Wasser brauchen wir nicht nur für die Badi und die erfrischende Dusche. Auch die Landwirtschaft und die Wasserkraftwerke hoffen auf Niederschlag und volle Flüsse. «Immer mehr Schmelzwasser der Alpengletscher wird mit dem Klimawandel im Frühling abfliessen und im Sommer fehlen» steht im Artikel der Zeitung «Der Bund» zu Wasserverfügbarkeit und die Klimaadaptation. WissenschaftlerInnen des Forschungsinstituts für Wald-, Schnee- und Lawinenforschung prüfen, ob mit Rückhaltebecken das drohende Wasserdefizit im Sommer kompensiert werden könnte. Das braucht aufwändige technische Lösungen wie Staudämme und Kanäle durch den Berg, die das Schmelzwasser der Gletscher auffangen und zentral speichern.

Für die Feinverteilung des Wassers haben wir historische Vorbilder: die Suonen im Wallis. Weil dort schon seit Jahrhunderten im Sommer Wasser knapp ist, um die Wiesen und Gärten zu bewässern, wird Flusswasser in hölzernen Kanälen von weit oben quer über die Hänge geführt. Dort kann es mittels Schiebern fein verteilt und für die Bewässerung der landwirtschaftlichen Flächen genutzt werden (www.les-bisses-du-valais.ch/de/).

Das Bild der Suonen in Ayent im Kanton Wallis soll ab 2019 die neue 100er-Banknote zieren. Die Gemeinde ist laut den aktuellen Medienberichten überrascht und hoch erfreut über die Wahl der Schweizerischen Nationalbank. Das Sujet der Wasserkanäle wird möglicherweise in den nächsten Jahren sehr aktuell, wenn es nötig wird, das gespeicherte Wasser aus den zu früh abschmelzenden Gletschern zu Anbauflächen und Wiesen zu leiten.

Ach ja, noch ein Wort zur Klimapolitik: Investitionen in die Decarbonisierung (Ersatz der fossilen Energieträgern) müssen Vorrang haben vor der Mitigation, also von Investitionen in technische Lösungen zur Milderung von Schäden aufgrund des Klimawandels – in unserem Fall Stollen, Kanäle und Wasserrückhaltebecken. Gesellschaftspolitisch ideal ist ein Mix aus Ursachenbekämpfung und Anpassung an den Klimawandel – gerade im besonders betroffenen Alpenraum. In beiden Bereichen braucht es ernsthafte Massnahmen. Von der Politik, der Wirtschaft und der Gesellschaft.

Jürgen Schulz

http://www.derbund.ch/wissen/natur/wir-sind-oft-zu-technikglaeubig/story/26202384

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